Informationsreise nach Israel

Anfang Februar habe ich mich mit vierzehn Kolleginnen der „Gruppe der Frauen“ der CDU/CSU-Bundestagfraktion auf den Weg nach Israel gemacht. Ich möchte Ihnen an dieser Stelle von dieser beeindruckenden Reise berichten.
Knapp eine Woche nach der bewegenden Gedenkstunde im Deutschen Bundestag anlässlich der Befreiung des Konzentrationslagers Ausschwitz vor 71 Jahren, reiste ich Anfang Februar gemeinsam mit meinen Kolleginnen der Gruppe der Frauen nach Israel und in die besetzten palästinensischen Autonomiegebiete. Während der Reise wollten wir uns darüber informieren, wie es um die Gleichberechtigung und die Situation der Frauen in Israel und den Autonomiegebieten steht und wie die politische Lage vor Ort ist. Zusätzlich wollten wir auch Gespräche mit Überlebenden des Holocausts führen.


Unser Aufenthalt begann mit einer Besichtigung der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Besonders beeindruckend waren die über viereinhalb Millionen Namen von Holocaust-Opfern, welche die Mitarbeiter vor Ort ermitteln konnten und welche nun in einem Gedenkraum gesammelt werden. Die Existenz von Millionen von Kindern, Frauen und Männern gerät dank der Arbeit der Gedenkstätte eben nicht, wie von den Nationalsozialisten beabsichtigt, in Vergessenheit, sondern bleibt auch für nachfolgende Generationen sichtbar. Auch die anschließenden Besuche bei Überlebenden des Holocaust zuhause waren einprägsame Erlebnisse.


Am nächsten Tag führten wir Gespräche im israelischen Parlament, der Knesset und im Wirtschaftsministerium. Als Themen standen unterer anderem die Beschäftigungslage der Frauen, die andauernde Entgeltungleichheit sowie die ungleichen Chancen von arabischen und ultraorthodoxen Frauen im Vordergrund. Außerdem hatten wir im Rahmen eines Runden Tisch die Gelegenheit, mit Start-Up Unternehmerinnen und jungen Frauen aus der Likud-Parteiorganisation über Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu diskutieren. Alle Gespräche waren sehr aufschlussreich und es wurde deutlich, dass insbesondere im Hinblick auf die Gleichberechtigung der Frauen noch viel getan werden muss, damit die großen sozialen und finanziellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern endlich überwunden werden können. 
Als Frau eines Bundeswehrsoldaten hat mich auch der Bericht von Oberst a.D. Avital Leibovich, Leiterin des American Jewish Comitee Jerusalems, über die Rolle der Frauen in den israelischen Streitkräften fasziniert. Zwar sind beide Geschlechter in der Israelischen Armee (IDF) zum Wehrdienst verpflichtet, der Frauenanteil nimmt jedoch auch dort in den höheren Hierachiestufen ab. Ähnlich wie in Deutschland sind die Soldatinnen auch in Israel erst spät zu den Kampfeinheiten zugelassen worden und haben sich 1994 über die höchste Instanz erfolgreich das Recht eingeklagt, auch Pilotin der Luftwaffe werden zu können. 


Nach diesen inhaltlich geprägten Gesprächen machten wir am Abend einen Rundgang durch die Jerusalemer Altstadt und besichtigten einige heilige christliche Stätten mit der Pfarrerin Gabriele Zander. Neben den vielen politischen Eindrücken erfuhren wir nun auch etwas über die religiöse Vielfalt dieser Stadt. 

 
Der dritte Tag führte uns in die palästinensischen Autonomiegebiete. Dort besuchten wir zunächst das Flüchtlingslager Al-Jalazon in Ramallah und wurden dort vom Schülerinnenparlament der Mädchenschule begrüßt. Auf Englisch berichteten uns die Mädchen von ihren Alltagssorgen und Zukunftswünschen. Es wurde deutlich, dass die jungen Palästinenserinnen mit Flüchtlingsstatus weitgehend keine beruflichen Perspektiven haben und ein Leben außerhalb des Flüchtlingslagers für sie kaum möglich ist. 


Für den Rest des Tages hatte die Konrad-Adenauer Stiftung in Ramallah weitere beeindruckende Termine vereinbart. So sprachen wir mit der christlich-arabischen Politikerin Hanan Ashrawi und weiteren Vertreterinnen der palästinensischen Autonomiegebiete. Während der Gespräche in kleinen Gruppen wurde deutlich, wie verfahren die Situation im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist. Dabei schilderten unsere palästinensischen Gesprächspartnerinnen ihre Sicht der Dinge in drastischen und durchaus auch sehr strittigen Äußerungen. Zudem wollte die Gruppe der Frauen mehr über die Lage der religiösen Minderheiten in den palästinensischen Autonomiegebieten erfahren. Dazu führten wir ein Gespräch mit der christlichen Friedensaktivistin Dr. Sumaya Farhat-Naser. Wie notwendig ihre Friedensarbeit ist und was für einen kleinen Tropfen auf dem heißen Stein sie nur leisten kann, wurde allen Teilnehmerinnen der Reise später durch die Nachrichtenlage schmerzhaft bewusst gemacht: Zeitgleich zu unseren Gesprächen wurde in Jerusalem am Damaskus-Tor eine junge israelische Polizistin getötet und eine weitere Polizistin durch Attentäter schwer verletzt. Die drei jungen palästinensischen Attentäter wurden erschossen.


Für die vielen Eindrücke, Erfahrungen, Gespräche und Begegnungen bin ich sehr dankbar und ein Teil des Gelernten werde ich sicherlich in meine Arbeit als Abgeordnete einfließen lassen.

Hier können Sie sich einige meiner Bilder von der Reise anschauen: Bildergalerie Isreal